Publicatie Die Auswirkungen der Hochfrequenzexposition auf die Kognition: Eine systematische Rezension und Metaanalyse der Beobachtungsstudien am Menschen

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Benke, G., Abramson, M. J., Brzozek, C., McDonald, S., Kelsall, H., Sanagou, M., Zeleke, B. M., Kaufman, J., Brennan, S., Verbeek, J., & Karipidis, K.

Diese Arbeit ist Teil des großen Projektes der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die systematische Untersuchung der Ergebnisse von Studien nach einem möglichen Zusammenhang zwischen Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (HF-EMF) und gesundheitsschädlichen Folgen. In dieser Studie führten die Forscher eine systematische Rezension und Metaanalysen zu den Wirkungen von Hochfrequenzexposition auf die menschlichen intellektuellen Fähigkeiten, wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit oder Denken durch.

Um die für ihre Rezension relevanten Studien zu ermitteln, haben die Forscher spezifische Suchkriterien festgelegt in Bezug auf:

  • Die Art des Artikels: Originalstudie, das heißt, dass es sich bei den Artikeln um eine einzige Studie als Ganzes handelt und einem Peer Review, also der Kritik durch andere Wissenschaftler, unterzogen wird. Diese kritische Rezension ermöglicht es, die Qualität und Gültigkeit der Ergebnisse vor der Veröffentlichung zu bewerten;
  • Die Art der Studie: Kohortenstudie (Studie einer Population von Probanden mit Gemeinsamkeiten, die im Laufe der Zeit verfolgt werden), Fall-Kontrollstudie (Studie, die eine Gruppe von Menschen mit der untersuchten Krankheit/dem untersuchten Gesundheitsproblem („Fälle“) mit einer Gruppe von Menschen ohne diese Krankheit/dieses Gesundheitsproblem („Kontrollen“) vergleicht);
  • Die Untersuchungspopulation: Allgemeine und berufliche Bevölkerung, Männer und Frauen jeden Alters;
  • Die Vergleichsgrundlage: Vergleich zweier HF-EMF-Expositionsniveaus mit mindestens einer nicht oder schwach ausgesetzten Gruppe, die mit einer stark ausgesetzten Gruppe verglichen wird.
  • Die Art der Exposition: HF-EMF über den gesamten Frequenzbereich und alle Expositionsstufen;
  • Die Art der gemessenen Parameter: Allgemeine kognitive Funktion, d. h. die mentalen Prozesse, durch die Wissen und Verständnis erworben werden, und spezifische Bereiche der Kognition wie komplexe Aufmerksamkeit, exekutive Funktionen (Notwendigkeit, sich gezielt zu verhalten), Gedächtnis und Lernen, Sprache, perzeptiv-motorische Fähigkeiten (die Fähigkeit, die Bewegungen an das anzupassen, was in der Umgebung beobachtet wird) und soziale Kognition (Denkprozess, der erforderlich ist, um soziale Informationen zu verarbeiten).

Wie bei den anderen WHO-Rezensionen befolgten die Forscher zusätzlich zu den oben besprochenen Auswahlkriterien ein strenges Protokoll für die Auswahl der Studien. Zunächst wurden die Studien in verschiedenen Datenbanken identifiziert, und dann lasen vier Forscher unabhängig voneinander die Titel und Zusammenfassungen dieser Studien, um diejenigen, die den definierten Untersuchungskriterien nicht entsprachen, zu entfernen. Die Texte der ausgewählten Studien wurden anschließend vollständig gelesen. Dieser Schritt wurde auch von zwei Forschern unabhängig durchgeführt. Bei Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Forschern, ob eine Studie die Untersuchungskriterien erfüllte, mussten die anderen zwei Forscher die problematische Studie prüfen und zusammen entscheiden, ob sie in die Rezension einbezogen werden sollte oder nicht. Dieser Prozess der Auswahl der Artikel ist eine Qualitätssicherung, die es ermöglicht, vollständig und objektiv zu sein und alle bestehenden Studien zu einem spezifischen Thema zu umfassen. Es sei darauf hingewiesen, dass dieser Auswahlprozess nicht auf den Ergebnissen beruht, sondern auf der Qualität der Studie.

Die Forscher sonderten dann die Ergebnisse aus den Studien aus und analysierten sie aufgrund von Metaanalysen. Eine Metaanalyse ermöglicht die Gruppierung und Analyse der Ergebnisse aus verschiedenen Studien, um solidere Schlussfolgerungen zu ziehen. Viele Studien schließen ja nur eine kleine Anzahl von Teilnehmern ein, was die Solidität der Schlussfolgerungen einschränkt. Durch die Bündelung der Ergebnisse kann das Vertrauen in die gewonnenen Daten erhöht werden.

Ein weiterer wichtiger Teil der Arbeit der Forscher war die Bewertung des Konfidenzniveaus, das den Studienergebnissen zugeschrieben wurde. Zunächst bewerteten die Forscher das Risiko der Verzerrung (RoB - „Risk of Bias“) basierend auf verschiedenen Kriterien. Verzerrungen (Bias) sind systematische Fehler, die die Ergebnisse einer Studie beeinflussen, sowohl positiv (z. B. erhöht die Wirkung) als auch negativ (z. B. verringert die Wirkung). Daher ist es wichtig, dies bei der Bewertung einer Studie zu berücksichtigen. Für die Bewertung des RoB haben die Forscher verschiedene Kriterien in Betracht gezogen, zum Beispiel: Risiko von Stichprobenverzerrung (die untersuchte Stichprobe ist nicht repräsentativ für die zu prüfende Bevölkerung), mangelhafte Kontrolle von Störfaktoren (Parameter, die die Fruchtbarkeit und demzufolge die Studienergebnisse beeinträchtigen können (z. B. Alter, Ethnizität, Alkoholkonsum, usw.)), Selektivität der berichteten Ergebnisse (die Tatsache, dass nur über ein Teil der Ergebnisse berichtet wird), usw. Das Risiko der Verzerrung wurde unabhängig von zwei Forschern mit Intervention eines dritten Forschers im Falle von Meinungsverschiedenheiten bewertet. Auf der Grundlage dieser Bewertung (RoB) und anderer Kriterien (z. B. Inkonsistenzen, Ungenauigkeiten) schrieben die Forscher den Ergebnissen der unterschiedlichen Studien ein Konfidenzniveau zu: hoch, mäßig, niedrig und sehr niedrig.

Eine geringe Anzahl von Studien (zwischen 3 und 4) wurde in der Literatur für die folgenden Parameter gefunden: komplexe Aufmerksamkeit, Lernen, Gedächtnis und exekutive Funktionen. Für die anderen Parameter wurden keine Studien gefunden (oder nur eine Studie, die keine Metaanalyse zulässt). Bei den in die Rezension einbezogenen Studien handelte es sich nur um prospektive Kohortenstudien mit einer Dauer von einem Jahr, mit Ausnahme einer Studie mit einer Dauer von vier Jahren. Diese Personen wurden für einen bestimmten Zeitraum verfolgt, um zu beobachten, ob einige von ihnen Probleme im Zusammenhang mit Kognition, also mit Lernen, Gedächtnis usw. entwickelten.

Mit Ausnahme einer Studie, an der Probanden im Alter von 55 Jahren und älter beteiligt waren, umfassten alle Studien Populationen von Kindern und Jugendlichen. Bei der untersuchten Exposition handelte es sich hauptsächlich um die Exposition gegenüber Mobiltelefonen. Keine der Studien betraf die berufliche Exposition.

Die Metaanalysen zeigten keine Unterschiede in den kognitiven Parametern, die gemäß der EMF-Exposition untersucht wurden. Tatsächlich zeigte kein Vergleich der Ergebnisse der kognitiven Tests zwischen den Gruppen mit derselben Exposition und denjenigen mit höherer Exposition zwischen Beginn und Ende der Studie eine statistisch signifikante Wirkung. Darüber hinaus war die den Ergebnissen zugeschriebene Sicherheit aufgrund von Verzerrungen oder Ungenauigkeiten in den Ergebnissen gering oder sehr gering. Die Forscher erwähnen in der Tat mehrere Einschränkungen, die in den Studien festgestellt wurden, insbesondere in Bezug auf die Bewertung der Exposition, insbesondere wenn sie von den Teilnehmern selbst gemeldet wurde. Dies kann ja zu Verzerrungen und zu einer ungenauen Bewertung führen (z. B. soziale Wünschenswert-Sein – d. h. wenn die befragte Person eine Antwort gibt, die ihrer Meinung nach vom Forscher erwartet wird, anstatt in einer völlig aufrichtigen Weise zu antworten – Unterschätzung oder Überschätzung der Exposition, weil eine bestimmte Zeit der Mobiltelefonnutzung für die Gesellschaft akzeptabler erscheint als in Echtzeit usw.).

Darüber hinaus erinnern die Forscher daran, wie wichtig es ist, die Auswirkungen des Verhaltens im Zusammenhang mit der Nutzung von Mobiltelefonen (Gaming, soziale Medien usw.) auf die Kognition zu berücksichtigen, um sie von den Auswirkungen von HF-EMF zu entkoppeln. Dies war jedoch in den Studien, die in die Rezension einbezogen wurden, nicht der Fall. Schließlich wird in dieser Rezension das Fehlen von Studien zur HF-EMF-Exposition und zu möglichen Auswirkungen auf die Kognition, insbesondere bei Erwachsenen und älteren Bevölkerungsgruppen und in beruflichen Umgebungen hervorgehoben.

Diese Studie ist von guter Qualität und spiegelt den aktuellen wissenschaftlichen Stand der Beobachtungsstudien zu den Auswirkungen der HF-EMF-Exposition auf die Kognition wider.